Hallo, mein Name ist Christa Roßner und ich habe Ihnen heute eine Adventsgeschichte von Christine Sinnwell-Backes mitgebracht: „Licht Sein“ Abend war es und dunkel. Das Kind lag eingekuschelt in seinem Bett. Die Mutter beugte sich herunter, bereit für den Gute-Nacht-Kuss. Mama, ich will dich noch etwas fragen, bevor du gehst! Die Mutter seufzte. Lang war der Tag gewesen und anstrengend. Jetzt noch schnell die Küche aufräumen und dann endlich gemütlicher Feierabend auf der Couch. Was gibt es denn? Durst. Pipi? Soll ich das Schlaflicht anmachen? forschte sie den gewöhnlichen Verzögerungstaktiken nach. Licht! Also ich meine Licht sein – wie geht das denn? Fragend schaute die Mutter das Kind an. Was meinst du denn mit Licht sein? Im Bett richtete sich das Kind wieder auf. In der Schule hat die Lehrerin heute zu uns gesagt, wir sollen Lichter sein, die die Welt hell machen. Und seitdem überlege ich, wie ich das machen soll. Da lächelte die Mutter. Du bist doch schon mein Licht. Seitdem du auf der Welt bist. Vom ersten Moment an hast du meine Welt hell gemacht. Skeptisch schaute das Kind seine Mutter an. Seit heute früh denke ich darüber nach. Wenn es Licht gibt, gibt es doch auch Dunkelheit. Und irgendwie glaube ich, dass es viel mehr Dunkel auf der Welt gibt als Licht. Aufmerksam hörte die Mutter zu. Weißt du, es gibt doch so viel Krieg und Unrecht auf der Welt. Der Umwelt geht es schlecht und viele Menschen sind ganz arm oder krank oder traurig. Und weißt du, wenn wir Licht sein sollen und wir die Welt heller machen sollen, dann reicht es doch nicht, früh nur den Tisch zu decken und freundlich zu der Nachbarin zu sein. Wie soll ich das bloß machen? Die Mutter zögerte mit ihrer Antwort. Das Kind hatte ja recht. Es gab so viel Dunkelheit auf der Welt und an manchen Tagen hatte auch sie den Eindruck, dass viel zu viele Sorgen auf ihren Schultern lasteten. Ich komme gleich wieder, sagte sie und verließ kurz das Zimmer. Als sie wiederkam, hatte sie ein kleines Teelicht dabei und eine Streichholzschachtel. Mach dein Nachtlicht mal aus! forderte sie das Kind auf. Gespannt drückte es auf den Lichtschalter. Rabenschwarz war es jetzt im Zimmer. Mama, es ist so dunkel, ich sehe überhaupt nichts! Die Mutter zündete die Kerze an und hielt sie zwischen sich und das Kind. Siehst du, wie winzig die Kerze ist? Und die Dunkelheit in diesem Zimmer ist groß. Und trotzdem: die Dunkelheit kann nichts tun gegen dieses winzige Licht. Diese kleine, zarte Flamme reicht. Diese kleine Flamme dringt durch die große Dunkelheit. Das Kind verstand. So ist es, wenn ihr Licht sein sollt. Die große Dunkelheit in der Welt könnt ihr nicht aufhalten. Aber überall, wo ihr seid, könnt ihr kleine Lichter sein, die mit kleinen Taten dafür sorgen, dass die Dunkelheit durchdrungen wird. Das Kind strahlte. Weißt du, Mama, wir schauen der Kerze noch ein bisschen beim Leuchten zu und wir überlegen uns, was wir morgen machen können, um selbst Licht zu sein, damit die Welt ein bisschen heller wird. Die Mutter lächelte. Das machen wir. Und weißt du was? Morgen nehmen wir drei Kerzen und verschenken sie an Menschen, die ein wenig Licht in ihrem Leben gebrauchen können. Und wir erzählen ihnen von dem kleinen Licht, das die Dunkelheit verdrängen kann. Und stell dir vor, vielleicht gibt einer davon sein Licht auch weiter. Und dann der nächste. Aufgeregt beendete das Kind den Gedanken: Dann würde unser Licht ja nicht nur hier die Dunkelheit vertreiben, sondern noch ganz woanders, vielleicht sogar an vielen anderen Orten! So machen wir das! antwortete die Mutter. Aber jetzt wird erst mal geschlafen. Träum was Schönes! Gerade als sie die Tür zum Kinderzimmer schließen wollte, hörte sie ihr Kind murmeln: Und immer wenn ich eine Kerze verschenke, werde ich den Menschen auch ein Lächeln schenken. Da hielt die Mutter inne, lächelte und schloss dann leise die Tür.