Hallo, mein Name ist Elena Hain, und ich arbeite in der Werbeagentur King Union, direkt gegenüber der Buchhandlung. Ich lese euch heute aus dem Buch vor „Das Eselchen und der kleine Engel“ von Otfried Preußler. Es war einmal ein kleiner Esel, der war erst kürzlich zur Welt gekommen. Der Schnee auf den Feldern und Wiesen lag mindestens einen halben Meter hoch. In den Wäldern klirrte der Frost. Das Eselchen räkelte sich im Stall auf dem Stroh. Seine Mutter wärmte es zärtlich mit ihrem Atem. Manchmal erzählte sie ihm zum Einschlafen die Geschichte von jener Eselin, die vor Zeiten im Stall zu Bethlehem das liebe Jesulein in der Krippe mit ihrem Atem hat wärmen dürfen, gemeinsam mit einem Ochsen. Das war nun schon tausend und tausend Jahre her. Immer wieder musste sie dem Eselchen die Geschichte vom Gotteskind in der Krippe erzählen. Es schlief sich so schön dabei ein, während draußen der Wind um den Stall fuhr. Eines Tages erwachte das Eselchen. Aber wo war die Mutter? Das Eselchen spitzte die Ohren. Es blickte sich ängstlich um. Da gewahrte es nahe der Stalltür ein kleines Mädchen. Oder war es ein kleiner Junge? Nahe der Tür stand ein kleiner Engel. Er trug eine Pudelmütze und warme Hosen. Er trug eine dicke Jacke, ein goldenes Tuch um den Hals. Im übrigen war er barfuß. Das Kind mit den nackten Füßen musste wirklich ein Engel sein. Du suchst deine Mutter? sagte der kleine Engel. Die ist doch im Stall zu Bethlehem bei der Krippe. Dort wärmt sie mit ihrem Atem das liebe Jesulein. Soll ich dich hinführen? Es ist gar nicht weit. Das Eselchen und der Engel machen sich auf den Weg, wobei sie auf ganz viele Menschen und Tiere treffen, die sich den beiden anschließen und die mit zur Krippe kommen. Nun standen sie vor der Krippe. Die Kinder, die beiden Mütter, die Großmutter und die Bäckersleute. Der Schäfer mit seiner Herde und seinen Hunden. Die Würstelfrau und der Herr Wachtmeister Dimpfelmoser. Die Tiere des Waldes. Der Dackel mit dem Herrn Oberförster. Sie hörten die Engel singen und jubilieren. Sie sahen das liebe Jesulein in der Krippe. Und alle, alle beugten in Ehrfurcht das Knie und ließen sich von ihm segnen. Dicht bei der Muttergottes, neben dem heiligen Josef standen ein fremder Ochs und die Mutter des kleinen Esels. Die wärmten gemeinsam das liebe Jesulein in der Krippe mit ihrem Atem. Genau so, wie es die Eselsmutter dem Eselchen vor dem Einschlafen immer erzählt hatte. Da staunte das Eselchen. War sie nicht tausend und tausend Jahre alt, die Geschichte vom Gotteskind in der Krippe, zur Welt gekommen im Stall von Bethlehem? Das Wunder von Bethlehem wiederholt sich an jedem Weihnachtsabend, sagte der kleine Engel. Du siehst ja, zum Stall von Bethlehem ist es gar nicht weit. Dann führte der kleine Engel das Eselchen seiner Mutter zu, die das Christkind mit ihrem Atem wärmte, gemeinsam mit jenem Ochsen, das Eselchen kuschelte sich ihr zu Füßen ins Stroh. Und wenn es nicht eingeschlafen wäre vor Glück, dann wäre es sicher überaus stolz gewesen auf sie.