Die Adventszeit soll ja ruhig und besinnlich sein. Das wünschen sich viele Menschen. Ich bin Pfarrer Michael Sonnenstatter und dazu will ich euch eine Geschichte erzählen. Sie heißt „Aus der Ferne gesehen“. Es war gar nicht weit von der Erde. Da saßen auf einem Nachbarstern ein paar ausgediente Roboter Männchen. Es gab keine Arbeit für sie und so verbrachten sie den lieben langen Tag mit Würfel und Kartenspiel. Aber einer von ihnen, den sie Y-Anton Piep nannten, der hatte dazu keine Lust mehr. Er hatte etwas Neues, viel Interessanteres als Zeitvertreib entdeckt. Stundenlang sah man ihn mit einem großen Fernrohr zur Erde schauen. Und dort unten, da gab es immer etwas zu sehen. Besonders aufgeregt war Y-Anton Piep im Dezember, wenn er zur Erde schaute. Da passierte es immer öfter, dass er zu den anderen Robotermännchen rief „Das müsst ihr gesehen haben. Kommt schnell! Ich leih euch mein Fernrohr“. Aber die andern waren meist so in ihr Spiel vertieft, dass sie nur sagten „Passt du nur gut auf, Y-Anton, Piep! Und erzähl uns später davon, was da alles auf der Erde passiert.“ Was da alles zu sehen war, das konnten seine Roboteraugen gar nicht alles fassen. Und Y-Anton Piep rief aufgeregt. Jeden Dezembertag wird das Gewühle und Rennen, das Stoßen und Schubsen noch wilder. Alle scheinen um die Wette zu eilen, keiner gönnt sich etwas Ruhe. Mit Paketen, Tüten und Taschen rennen alle umher. Man kann ja Angst bekommen, dass jemand im Gewühl zertrampelt wird. Jetzt stand doch einer auf von der Würfelspiel Runde. Das war der kleine Robotermann Delta Oscar 19. Zeig mal her, sagt er. Das muss ja wie auf einem Ameisenhaufen zugehen da unten. Y-Anton Piep gab ihm das Fernrohr. Lange schaute Delta Oskar 19, und schüttelte den Kopf. Feiern die da unten im Dezember nicht ein Fest von einer stillen Nacht? Aber das ist ja eine wilde Aufregung. Da lobe ich mir doch unsere Ruhe hier als ausgediente Robotermännchen. Ja. Bald kommt der Tag mit der stillen Nacht, meinte Y-Anton Piep. Aber vorher, da ist ein Rumgerenne. Jeder will am anderen vorbei, will im Geschäft noch schnell ein Paket ergattern. Schau am Eingang vom Kaufhaus, da stoßen gerade zwei zusammen. Die bedrohen sich. Gleich gibt’s einen Kampf. Die armen Leute da unten. Ach, wie friedlich ist es doch hier bei uns. Bevor sich Delta Oskar 19, wieder zu den Spielern setzte, sagte er noch Das sieht aus, als wär die ganze Erde verhext da unten, oder ein böser Geist jagt alle. Schneller, schneller! Keine Ruhe! Schneller, schneller, Keine Ruhe. Langsam wurde Y-Anton Piep ein wenig schwindelig, weil er so lange das Schubsen und das Herumsausen da unten angesehen hatte. Wisst ihr, was das Merkwürdigste ist? Sagte er. Da kommt ein Tag, da benehmen sich alle ganz anders. Keiner schubst und stößt den anderen, keiner brüllt mit dem anderen. Alle sind für ein paar Stunden sanft und friedlich. Manche singen sogar, aber nur einen Tag. Dann kannst du mich ja rufen. An dem einen Tag, wenn es da unten friedlich zugeht, meinte Delta Oscar 19. Aber wenn sie den Tag dann auch noch vergessen? Ja, dann. Dann sagte Y-Anton Piep, dann tun Sie mir wirklich leid da unten. Ich wünsche euch eine besinnliche und friedliche Adventszeit.