Hallo, ich bin der Siggi Michl und ich habe euch eine Geschichte mitgebracht aus meiner Kindheit und das war wirklich so! Es war der 6. Dezember 1966 und meine kleine Schwester und ich waren recht aufgeregt, denn am Abend sollte der Nikolaus zu uns kommen. Und den hat vor allem der Vadder schaurig angekündigt. Na ja, das wird er dann schon sehen. Ob ihr immer schee aufgräumt, eure Eltern kaufen und in der Schule gut aufgepasst habt. Und ich kann euch sagen, der Nikolaus, der weiß alles. Der kann euch bei allem immer zuschauen und weiß Bescheid. Und er hat dann jeden Stecken und einen großen Sack dabei. Und wenn es übers Jahr nix Gscheites war, dann gibt es Schellen und dann nimmt er euch mit. Aber wenn ihr brav ward, gibts Geschenke. Also reißt euch aweng zammen. Habt ihr denn a Weihnachtslied glernt? Ja, Papa, hamma scho. Und du meinst wirklich, der nehmt uns mit? Das glauben wir fei net, weil dann wären wir ja gar nicht mehr bei euch und das wäre ja dann schon sehn. Na ja, habe ich mir gedacht: So ganz brav war ich ja net. Vor allem nicht zu meinem Vadder. Da könnt so spannend werden. Und dann sind mir Kinder schnell unter Zimmer gegangen und haben noch einmal geprobt. Ich habe mir dann noch was Besonderes einfallen lassen. Ich habe mit meinem Akkordeon noch die Melodie von Ihr Kinderlein kommet mitgespielt, damit es noch schöner klingt. Dann wird er sich schon irgendwie der weinen lassen, der Nikolaus. Aber sicher war ich mer net. Wenn der wirklich alles waß und immer dabei war, Au weia. Mir ist gar nicht in den Sinn kommen daran zu zweifeln, weil gesehen hab ich ihn dann ja nie und a net, dass der Nikolaus vielleicht ein Dolli ist. Wenn der immer bei uns herumhockt und so bloß zum schaue, was mir wieder für Blödsinn machen. Der Abend ist immer näher komme und die Spannung war fast nimmer auszuhalten. Dann hat’s auf einmal laut an der Tür gebumbert, geht einmal hinaus und schaut, wie es ist, hat die Mutter gerufen. Na Mama! Draußen ist es dunkel und wenn er es ist. Also ich habe Angst. Also wirklich, ihr Angsthasen, dann geh halt ich, als wenn’s nix mehr ist, die Mutter dann zu dir und hat aufgemacht und mir zwar ham zur Kirchentür ausgespitzt, um zu sehen, wer es ist. Und tatsächlich da war gstanden a klanstigs Männle mit roter Zipfelkappen und an komischen Bart. Wenn ich’s nicht gewusst hätte, dass das a Bart sein soll, hätte ich gesagt das ist ein langes Stück Watte aus dem aus der Mutter ihren Beutel im Bad Von dem Kerl hast du ja wirklich bloß die Augen gesehen und die net gscheit. Na ja, es ist ja draußen, draußen kalt, und wenn er schon so weit laufen muss, dann muss er wenigstens nicht gar so frieren. Als hätt er meine Gedanken erraten, fängt er gleich sein Sprüchlein an Von drauß vom Wald, da komm ich her. Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr. Wo du im Haus vielleicht der Siegfried und die Christine. Dazu hat er mit seinem Stecken gebumbert und mir sind zammgefahren vor Schreck. Und unser Mutter hat dann auch noch gesagt Ja, Kinder, komm doch mal her, der Nikolaus ist da. Also wenn unser Mutter uns gern gehabt hätte, hätte er doch einfach sagen können. Na, die sind gerade bei der Oma auf Besuch, oder: Da haben sie sich in der Haustür geirrt. Aber na, die sagt ja, jetzt mussten wir naus aus unserer Deckung. Mei Akkordeon hab ich gleich hinter meinem Rücken dabei gehabt. Grüß Gott ihr zwa, hat er gesagt und mir gleich so, wie man es in der Schule gelernt haben. Grüß Gott, Herr Nikolaus. Na wart ihr alle schön brav? Freilich, Herr Nikolaus, da hab ich aber ja was ganz anderes gehört. Dann haben wir uns ängstlich bei der Mama an dem Fest gehalten, damit er uns nicht so leicht kriegen könnt. Mir ist jetzt aufgefallen, dass er das seltsame Stimm hat. Irgendwie hab ich da was herausgehört, was mir vertraut war. Und habt ihr denn a Weihnachtslied für mich? Ja, haben wir gesagt. Und dann haben wir uns aufgebaut. Ich habe mal Akkordeon umgehängt und los is gangen. Ihr Kinderlein kommet. Während mir gesungen haben, hab ich mir den Kerl ein bisschen genauer angeschaut, denn so ein Nikolaus sagt mir ja nicht alle Tag. Und da ist mir was aufgefallen die Schuh, das waren doch der Oma ihre schwarzen, ausgelatschten Schuh, Die kenn ich genau. Dann ist mir die Stimme wieder eigfalln. Na freilich, das war der Oma ihr Stimmen hat die uns nur Kasperlestheater vorgemacht. Jetzt hab ich auch noch einen Fehler gespielt. Ja, und dann konnte ich nicht mehr an mich halten und das ist rausgeplatzt mitten im Lied. Oma, das bist doch du! Und auf amal hat der Nikolaus grinsen müssen, so dass man das sogar durch den Bart gesehen hat. Und alle haben lachen müssen und haben sich gewundert, wie ich bei der Verkleidung die Oma erkannt habe. Gekriegt haben wir dann doch noch was, aber der Nikolaus ist nie mehr da gewesen und ich war seitdem immer skeptisch. Bei allem, was von der heiligen Seiten komme ist.